top of page

Wochen Kurier (Allemagne)


SonnTalk: Voll verkapselt.


Gemeinsam den Mond anschmachten, sich mit Herzflimmern im Glitzern und Funkeln der Sterne verlieren… ach ja, das ist Liebe. Die Schwelle zur Ehe markiert später der klassische Heiratsantrag. Die Rollenverteilung ist altertümlich: Sie erwartet und empfängt den Antrag passiv. Er dagegen muss sich richtig was einfallen lassen, sich an romantischen Orten in den Staub werfen oder filmreif mit dem Antrag aus fahrenden Autos oder gar aus Flugzeugen springen. Irgendwie was Spektakuläres wird „Sie“ wohl schließlich erwarten dürfen.


Die Pariser Agentur „ApoteoSurprise“ hilft. Sie ist spezialisiert auf extravagante Heiratsanträge. Das ultimative Ziel lautet „den verrücktesten und außergewöhnlichsten Heiratsantrag der letzten 13,8 Milliarden Jahre zu inszenieren“.

Sie schießt Verliebte gleich zusammen auf den Mond. Der Prinz des 21. Jahrhunderts hält bei einer einwöchigen Raumfahrt im Stil der mythischen Apollo-8-Mission von 1968 in einer kuscheligen Zweier-Raumkapsel bei 38.000 Stundenkilometern um die Hand seiner Begleiterin an. Dazu gibt es im jeweils richtigen Moment per Kopfhörer auch noch „Fly Me To The Moon“ von Frank Sinatra und weltraumpassable Klänge von Richard Strauss auf die Ohren.


Zwölf Wochen dauern das vorbereitende körperliche Training und die technische Ausbildung. Man muss das schon wollen. Frühestens im Jahr 2022 wird die erste Verlobungskapsel in Florida am Cape Canaveral aufsteigen.


Andererseits: Das verliebte Mond-Anschmachten kann man da oben dann doch glatt vergessen! Stattdessen gibt es bloß olle, graue Krater aus nächster Nähe zu begucken. Dafür liegt den Liebenden umgekehrt jetzt die blaue Welt zu Füßen. So was von zu Füßen!

Klar: Der Preis ist auch astronomisch. 125 Euro mit sechs sternklaren Glitzer-Nullen hintendran kostet das Gesamt-Paket. Aber es bleibt ja noch etwas Zeit zum Sparen bis 2022.

Bis dahin einen schönen, sonnigen Sonntag!


Claudia Eckhoff


bottom of page