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Luxemburger Wort (Luxembourg)

Romantik nach Plan.


Heiratsanträge in und über Paris: Nicolas Garreau über die Kunst des perfekten Moments.


Paris ist bekanntlich die Stadt der Liebe, wo Männer häufig das besondere Flair und Ambiente nutzen, um ihrer Partnerin auf besonders romantische Weise einen Heiratsantrag zu machen. Nicht selten ziehen sie dabei Nicolas Garreau zu Rate, der eine Agentur betreibt, die sich auf ungewöhnliche Hochzeitsanträge spezialisiert hat.


Klassische Szenarien wie etwa der Besuch im Restaurant, wo der Ring im Champagnerglas oder im Schokoladensoufflee versteckt wird, scheinen nur noch in Hollywood-Filmen Anklang zu finden. Wem ein simpler Liebesbeweis samt Kniefall zu herkömmlich ist, der kann auf die Dienste des Pariser Unternehmens ApoteoSurprise zurückgreifen, das Kunden (über 90 Prozent Männer) bei der Ausarbeitung des perfekten Moments hilft: Neben „Hitch: dem Datedoktor“‘ existiert im realen Leben also auch „Nicolas: der Romantikplaner“.


Seit 2006 arrangiert Nicolas Garreau innovative Heiratsanträge, wobei er ursprünglich eine ganz andere berufliche Richtung einschlug: „Ich habe einen Abschluss in Luftraumfahrttechnik und habe in der Formel 1 gearbeitet. Meine große Passion war und ist jedoch das Überraschen von Frauen mit Hilfe von romantischen Gesten. Ich habe schon als Jugendlicher gerne Rosen verschenkt und durch kleine Gesten meine Zuneigung gezeigt. Es war mir jedoch nicht verständlich, dass Heiratsanträge – für mich persönlich noch immer der romantischste Moment im Leben eines Paars – nicht professionell von einem Unternehmen angeboten werden, um ein perfektes Erlebnis bieten zu können. Ich setzte also alles auf eine Karte, kündigte meinen Beruf und eröffnete ApoteoSurprise, obwohl ich mir nicht sicher war, ob tatsächlich eine Nachfrage für diese Form der Dienstleistungen bestand.“


Garreau plant jedes Jahr rund 150 Heiratsanträge. Fünf bis zehn luxemburgische Kunden nehmen dabei seine Dienste in Anspruch. Er verrät, dass unter seinen Klienten auch Staatsoberhäupter, berühmte Fußballspieler und amerikanische Schauspieler waren, wobei er jedoch keine Namen nennt.


Laut eigenen Aussagen hat ApoteoSurprise in den vergangenen zehn Jahren nur erfolgreiche Anträge organisiert, was der französische Jungunternehmer auf zwei Hauptgründe zurückführt: „Wenn Männer entscheiden, meine Dienste in Anspruch zu nehmen, dann sind sie sich sicher, dass ihre Partnerin auch ‚Ja‘ sagen wird. Zudem sind meine Kunden sehr romantisch – und welche Frau kann schon bei einem ganz speziellen Heiratsantrag ‚Nein‘ sagen“? ApoteoSurprise bietet eine Angebotspalette von rund 30 unterschiedliche Szenarien an – vom Antrag im Pariser Aquarium mittels eines Tauchers bis hin zum Antrag auf der Videoleinwand im Stade de France.


Kein Wunsch scheint eigentlich unmöglich, wenn das Portemonnaie es zulässt: „Ich muss zugeben, dass ich aber auch regelmäßig Wünsche von Kunden verwerfe. Ich sehe meinen Beruf nämlich nicht nur als Eventorganisator, sondern zuallererst auch als Berater. Und leider haben Männer häufig Ideen im Kopf, die einfach unromantisch oder plump sind und deshalb nicht funktionieren würden.“


Zwei Heiratsanträge sind dem jungen Franzosen ganz besonders in Erinnerung geblieben: 2013 organisierte er erstmals einen Heiratsantrag im Weltraum, womit er also im wahrsten Sinne des Wortes ermöglichte, dass ein Kunde seiner Liebsten die Sterne vom Himmel holen konnte. Ein Foto samt einer persönlichen Nachricht wurde an einem Wetterballon befestigt und dann bis in eine Höhe von 30 Kilometern entsandt. Dabei wurde der Antrag beim Anstieg permanent gefilmt. Nach zwei bis drei Stunden erhielt das Paar dann als abschließendes Filmmaterial eine Aufnahme des Antrags im All mit einem atemberaubenden Panorama im Hintergrund – Kostenpunkt: 4 990 Euro.


Auch der erste Auftrag ist Garreau stark in Erinnerung geblieben: Er organisierte einem schottischen Paar eine Seine-Rundfahrt. Die große Überraschung: Er ließ 1 000 Rosen über das verliebte Paar rieseln – für Nicolas noch immer einer seiner magischsten Momente in seinem Beruf.


Bisweilen ist sein Unternehmen auf den Standort Paris reduziert und das scheint wohl in näherer Zukunft auch so zu bleiben: „Es gab bereits erste Expansionspläne, um auch in Venedig meine Dienste anzubieten. Aber die Nachfrage blieb zu gering. Es scheint, als ob nur Paris für mein Nischenbusiness geeignet ist.“


Von Luc Belling


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