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Berliner Zeitung (Allemagne)

Liebesschwüre.


PARIS. Nein, bloß nicht! Nicht schon wieder! Paris und die Liebe - das hat man einfach zu oft gehört. Das hat sich abgenutzt. Wenn man schon eine Liebeserklärung loswerden muss, dann doch bitte nicht ausgerechnet unter dem Eiffelturm oder auf dem Montmartre! Dort sein Herz auszuschütten, wo es zuvor Millionen andere getan haben, das ist einfallslos.


Aber was tun, wenn man nun einmal in Paris wohnt? Den elf Millionen Einwohner zählenden Ballungsraum verlassen, das dauert Stunden. Und die Banlieue, die einen nach ein paar Stunden im Stau erwartet, ist alles andere als ein romantisches Fleckchen.


Da ist nur gut, dass findige Geschäftsleute das Problem erkannt haben und Lösungen anbieten. Sie sind zwar nicht billig, doch was ist schon Geld, wenn es um Liebe geht. So offeriert die Firma Apoteosurprise, zu deutsch etwa: Überraschende Vergötterung, vierzig originelle Möglichkeiten, sich seiner Angebeteten zu offenbaren. Einen die Dame umkreisenden Möbelwagen kann man dort mieten, auf dem in riesigen Lettern Sätze prangen wie: "Nathalie, je t'aime!" Das Gleiche gibt's in der Flugzeugvariante. Die kostet allerdings 15 900 Euro. Wem das zu viel ist, der kann für 390 Euro eine Brieftaube anheuern.


Wobei Nicolas Garreau, Gründer der Überraschenden Vergötterung, Größeres vorhat. Das 80 000 Plätze zählende Fußballstadium Stade de France will er für Liebesschwüre mieten, virtuelle Anfeuerungsrufe zehntausender Fans und Heiratsantrag auf der Großbildleinwand inklusive. Männer seien nun mal ohne fremde Hilfe oft außerstande, ihre Gefühle zu offenbaren, argumentiert Garreau. Selbst Franzosen.


Axel Veiel


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